Gerhard Glas ist neuer Präsident


Gerhard Glas ist neuer Präsident der Limburger Diözesanversammlung. Der 68-jährige Frankfurter wurde am Samstag, 21. Mai, einstimmig an die Spitze der gewählten Vertretung der Katholikinnen und Katholiken des Bistums Limburg gewählt. Der Physiker, der als Lehrer für Mathematik und Physik an einem Gymnasium tätig ist, folgt auf Ingeborg Schillai, die ihr Amt nach insgesamt zehn Jahren niederlegte und in der Versammlung feierlich verabschiedet wurde.
Auf allen Ebenen engagiert
Der neue Präsident ist seit Jahrzehnten auf allen Ebenen des Bistums engagiert. Er war im Pfarrgemeinderat, ist Lektor, Kommunionhelfer und leitet Wort-Gottes-Feiern. Er ist schon lange Mitglied in der Diözesanversammlung, war über Jahre Vizepräsident, Mitglied im Diözesansynodalrat und im Diözesankirchensteuerrat. Glas ist bewusst, dass er sein neues Amt in einer herausfordernden Zeit antritt und will sich diesen Herausforderungen bewusst stellen. „Ich bin ein Teamplayer und habe Freude daran, gemeinsam zu gestalten“, sagte Glas. Er stehe für Transparenz und Kommunikation, schätze eine klare Aufgabenverteilung und freue sich über die Vielzahl an Kompetenzen, die es in der Diözesanversammlung und ihrem Präsidium gebe. „Ich will ansprechbar sein für die Anliegen der Gläubigen in unserem Bistum. Ich will mich für eine zukunftsfähige, geschlechtergerechtere und aufrichtige Kirche einsetzen“, so Glas. Ökumene ist für ihn ein wichtiges Thema und ein gutes ökumenisches Miteinander ein Herzensanliegen. Zudem ist Glas, der in seiner Freizeit Saxophon spielt und im Alltag mehr mit dem Fahrrad als mit dem Auto unterwegs ist, der Religionsunterricht und damit verbunden ein offenes Ohr für junge Menschen wichtig. „Wir dürfen uns aus diesem Bereich nicht zurückziehen und müssen uns als Christinnen und Christen in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen“, stellt Glas klar. Gewählt wurde er zunächst für die kommenden zwei Jahre, die reguläre Amtszeit der 14. Diözesanversammlung. In dieser Zeit will der Naturwissenschaftler sich dafür einsetzen, dass das Engagement der Diözesanversammlung Wirkung entfaltet. „Die Menschen sollen erleben, dass wir nicht nur viel miteinander sprechen und beraten, sondern dass wir etwas bewirken und verändern“, so Glas. Themen gebe es genug.

Verabschiedung einer Powerfrau
Nach diesem Ausblick des neuen Präsidenten und nach zahlreichen inhaltlichen Beratungspunkten stand die Diözesanversammlung ganz im Zeichen des Dankes an Ingeborg Schillai und ihres Abschiedes aus der DV. In den zehn Jahren ihrer Amtszeit habe sie 24 Sitzungen der Diözesanversammlung und 77 Sitzungen des Präsidiums geleitet. Sie habe an 59 Sitzungen des Diözesansynodalrates und an 74 Sitzungen des Vorstandes des Diözesansynodalrates teilgenommen. Sie sei bei unzähligen Sitzungen der Hauptausschüsse des Diözesansynodalrates, des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und bei Sitzungen des Diözesankirchensteuerrates dabei gewesen. „Du warst nie einfach nur da. Du hast die Sitzungen ebenso wie viele Prozesse, an denen Du Teil hattest, mitgestaltet“, sagte Andreas Gref. Er ist Vizepräsident der Limburger Diözesanversammlung und sprach die Laudatio auf die scheidende Präsidentin. Schillai habe mit vier Bischöfen, Tebartz-van Elst, Manfred Grothe, Thomas Löhr und Georg Bätzing, zusammengearbeitet. Sie habe zudem zwei Bischofsvikare, Günther Geis und Wolfgang Pax, gut beschäftigt. „Was für eine Powerfrau!“, lobte Gref.
Viele Herausforderungen habe Schillai zu meistern gehabt. „In Deinem ersten Amtsjahr im Jahr 2012 war die Situation im Bistum bereits schwierig. Das Vertrauen der Diözese in Bischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst war bereits gestört“, resümierte Gref. In den Medien sei Schillai schnell das sympathische Gesicht der Diözese geworden. Sie habe sich besonders durch klare Aussagen, große Freundlichkeit und Zugewandtheit ausgezeichnet. Schillai habe zudem immer viel Wert auf Diplomatie, Respekt, Wertschätzung, Bedachtheit, Toleranz und auf ein wirkliches Zuhören gelegt.
Auch die Phase der Aufarbeitung und des Neuanfangs mit Weihbischof Grothe und Generalvikar Rösch habe sie kritisch-konstruktiv begleitet, auch gegen Widerstände. „Die Partnerschaftsarbeit war Dir während der gesamten Amtszeit ein großes Anliegen“, so Gref. Sie sei zu verschiedenen Anlässen in den Partner-Bistümern gewesen und so viel herumgekommen. Sie habe zudem immer über die Grenzen des Bistums geschaut und die synodale Arbeitsweise der Diözese Limburg überall bekannt gemacht.
Austausch mit Betroffenen hat Schillai sehr berührt

Als im Herbst 2018 die sogenannte MHG-Studie zum Missbrauch in der katholischen Kirche erschien, habe sie bald darauf das Bistumsprojekt „Betroffene hören-Missbrauch verhindern“ gemeinsam mit Bischof Georg Bätzing beauftragt. „Der Austausch mit den Betroffenen von sexuellem Missbrauch hatte Dich sehr berührt und beeindruckt“, sagte Gref.
2020 war Schillai für eine dritte Amtszeit wiedergewählt worden. „Die Jahre 2020 bis heute wurden durch die Pandemie geprägt. Wir alle wissen, wie mühsam diese Zeit immer wieder war. Digitale Sitzungen statt persönlicher Kontakt. Die Pandemie hat deutliche Spuren hinterlassen. Dennoch hast Du viel dazu beigetragen, dass die synodale Beteiligung, auch unter den veränderten Bedingungen gelungen ist“, so Gref.
Er lobte Schillais Einsatz für den ÖKT in Frankfurt, ihr Engagement bei Katholikentagen, ihren Einsatz für Inklusion und für Geschlechtergerechtigkeit. „Du hast in Deiner langen Amtszeit sehr viel mit der DV im und für das Bistum Limburg bewegt. Dafür danke ich Dir im Namen der DV sehr herzlich. Es war für Dich kein Job, sondern eine echte Aufgabe, voller neuer Herausforderungen für Dich und Deine Familie. Es wurde Euch sehr viel abverlangt“, so Gref.
Eine Frau mit einem hörenden Herzen
Dr. Wolfgang Pax, der Bischofsvikar für den synodalen Bereich, danke Ingeborg Schillai im Namen des Bischof und des Bistums für ihren unermüdlichen Einsatz als Präsidentin. Schillai sei eine Frau mit einem „hörenden Herz“. Sie habe gehört, was Menschen ihr sagen. „Hören bedeutet: es im Innern, in der Persönlichkeit, in der Emotionalität und in den Gedanken ankommen zu lassen. Sie wollen verstehen, was ein Gegenüber wirklich meint mit den Aussagen oder Fragen, mit Anfragen, Kritik oder Forderungen. Wer versteht, kann unterscheiden. Sie wollten verstehen und haben unterschieden“, sagte Pax. Dieses hörende Herz habe Schillai auch die Kraft gegeben, in den Konflikten in der zehnjährigen Amtszeit zu bestehen. Denn das hörende Herz führe auch zu inneren, persönlichen Klarheit und zur Echtheit dessen, was an Aussagen und Handlungen aus dem Hören wächst. „Diese Haltung hat es Ihnen auch ermöglicht, die Situation von Betroffenen aufzunehmen, im ökumenischen Gespräch zu verstehen oder zu spüren, was in einem Gremium der nächste Schritt sein kann“, so Wolfgang Pax.
Als Präsidentin im katholischen Gremium sei sie von vielen Männern umgeben. Das soll sich ändern und das werde sich ändern. Schillai habe sich dafür eingesetzt, dass Geschlechtergerechtigkeit auf der Agenda des Bistums stehe und zum Maßstab für das Handeln werden soll. „Für viele darf ich Ihnen danken, dass Sie sich in schwierigen Phasen unseres Bistums, in der schwierigen Phase zum Ende der Amtszeit von Bischof Tebartz-van Elst, in der schwierigen Phase zu Beginn der MHG-Aufarbeitung, in der schwierigen Phase zum Umgang mit ÖKT unter Pandemiebedingungen mit langem Atem und Sensibilität konstruktiv eingebracht haben. Welche innere Kragt das gekostet hat, können wir nur erahnen. Da scheint jene Stärke auf, die dieses Amt auch braucht“, sagte Pax.
Durch und durch synodal
Schillai sei eine durch und durch synodale Frau. Sie habe das Limburger gemeinsame Gehen nie als einen Weg mit dem Kopf durch die Wand, sondern als einen Weg zu fruchtbarem Miteinander verstanden und gelebt. Es galt unterschiedliche Sichtweisen auszutauschen und anzunehmen. Es galt zu prüfen und Verbindlichkeit, wie sie die Synodalordnung vorschreibe, in Prozesse ins Bewusstsein zu rufen. „Sie haben sie eingefordert, wenn die Gefahr bestand, dass sich daran nicht gehalten wurde. Doch es geht Ihnen im Kern um den gemeinsamen, synodalen Weg, der zu Zielen und Aufbrüchen, zu neuer Sicht, brennenden Herzen und offenen Augen führt. Mit uns allen sind sie in den letzten zehn Jahren und eigentlich schon viele Jahrzehnte in dieser Perspektive auf dem Weg“, lobte der Bischofsvikar. Schillai nehme zehn gefüllte und erfüllte Jahre mit. Zehn Jahre, in denen sie an allen entscheidenden Punkten des Bistums dabei gewesen, mitgestaltet und beeinflusst habe. Sie nehme Begegnungen mit Menschen innerhalb und außerhalb mit.

Offen, ehrlich und gemeinschaftlich
Glückwunsche zum Abschied übersandte auch Dr. Ulrich Oelschläger, der scheidende Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Er war das evangelische Gegenüber Schillais und ist ihr freundschaftlich verbunden. Oelschläger wurde ebenfalls am Samstag von der EKHN verabschiedet. In einem persönlichen Gruß an Schillai schreibt er: „Richtiger Einsatz und wohl geübter Schlag, nicht zu kräftig, nicht zu schwach, das war von uns Beiden gefordert in unserem ökumenischen Miteinander, das sicher seinen Höhepunkt in unserer gemeinsamen Predigt am 7. Februar in zwei Frankfurter Kirchen, einer katholischen und einer evangelischen Kirche, hatte. Dabei habe ich die Art des Aufeinanderzugehens auch in den Fragen der Eucharistie, die Rücksicht des einen auf den anderen, die Vermeidung von Überforderungen und doch das Erreichen von Fortschritten in der gemeinsamen Sache immer als den richtigen Weg empfunden“, so Oelschläger. Der Austausch mit Schillai sei immer offen, ehrlich und gemeinschaftlich gewesen. Man habe viel in den vergangenen Jahren im ökumenischen Miteinander erreicht. Daran müsse nun angeknüpft werden. Oelschläger ist sich sicher, dass man hinter das einmal Erreichte nicht mehr zurück könne. Die Kirchen hätten nur gemeinsam eine Zukunft oder keine.
Getauft, gefirmt und berufen

Dankbar für die erfüllte Zeit als Präsidentin zeigte sich Ingeborg Schillai bei ihrer Verabschiedung auch selbst. In einem kurzen Resümee sagte sie, dass das synodale Miteinander im Bistum Limburg so erfolgreich sei, weil es auf der gemeinsamen Sendung aller Getauften und Gefirmten aufbaue. Aus dieser Berufung heraus entfalte das Zusammenspiel von Mandat und Amt seine Wirkung. „Ich habe viel Zusammenarbeit auf Augenhöhe erlebt und diese gepflegt. Ich habe erlebt, dass wir am gleichen Strang und in die selbe Richtung gezogen haben. Dafür danke ich“, sagte Schillai.
Neben Wahlen und dem Wechsel an der Spitze der Diözesanversammlung gab es zahlreiche inhaltliche Beratungspunkte. Die DV befasste sich so mit den Vorschlägen zur künftigen Regionalität und zu den Fachzentren im Bistum Limburg, die zurzeit im Transformationsprozess entwickelt und nun weiter beraten und dann entschieden werden. Weitere Informationen dazu im Internet unter: www.trafo.bistumlimburg.de.
DV fordert Zugang von Frauen zu allen Ämtern der Kirche
Die Diözesanversammlung fasste auch einen Beschluss mit dem sie die Zulassung von Frauen zu allen Ämtern in der katholischen Kirche forderte. Aus Sicht der Versammlung ist die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Ämtern und Diensten eine Überlebensfrage der katholischen Kirche. Die Kirche solle den von Gott geschenkten Charismen und Berufungen aller Getauften und Gefirmten, unabhängig von ihrem Geschlecht, Anerkennung und Wertschätzung zollen und damit dem „Leben in Fülle“ mehr Raum geben. Die Kirche brauche geweihte Frauen, damit sie auch in der heutigen Zeit überzeugend die Botschaft Jesu verkünden könne. Bereits in den Ostererzählungen seien es die Frauen, die die Auferweckung Jesu Christi und damit den Kern der christlichen Botschaft bezeugten. Die Diözesanversammlung will die Delegierten des Synodalen Weges ermutigen, sich eindeutig für Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche und damit für die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern auszusprechen.
Laien sollten offiziell predigen dürfen
Ebenfalls fasste die Diözesanversammlung einen Beschluss, mit dem sie klare Regeln für die Mitwirkung von Laien in der pastoralen und liturgischen Praxis fordert. „Die 14. Diözesanversammlung des Bistums Limburg nimmt wahr, dass die Teilhabe von Laien innerhalb der pastoralen und liturgischen Praxis in unserem Bistum unterschiedlich gestaltet wird. Um hier eine Sicherheit für alle Beteiligten zu gewährleisten, fordert die Diözesanversammlung, dass die Bistumsleitung Sorge dafür trägt, dass verbindliche und überprüfbare Regelungen eingehalten und die Übernahme von Verantwortung durch Laien und hier insbesondere Frauen gestärkt wird“, heißt es im Beschlussentwurf. Konkret wird eine offizielle Erlaubnis und Ermutigung von Seiten der Bistumsleitung gefordert, die es Laien möglich macht, in der Eucharistiefeier zu predigen.
Weitere Informationen zur Diözesanversammlung gibt es im Internet unter: www.dioezesanversammlung.bistumlimburg.de.
